[bottom] [close]

 

Prototypentheorie (fem, nur Sg.), Kompositum aus gr. protos “erster“, gr. typos „erster“ und gr. theoria „Betrachtung“, entlehnt aus ml. prototypos “Betrachtung“.

 

P. als Forschungsrichtung innerhalb von Psychologie und Linguistik wurde 1973 von E. Rosch begründet.

 

P. beschäftigt sich mit der inneren Struktur der Kategorien und ermöglicht im Hinblick auf die typischen Eigenschaften im Gegensatz zur Komponentialsemantik eine Einbeziehung von nicht-kontrastiven Merkmalen. Die Merkmale einer Kategorie besitzen Prototypikalitätseffekte, die (1) den Grad der Zugehörigkeit zu einer Kategorie, sowie (2) den Grad der Typikalität von Vertretern einer Kategorie betreffen.

 

(1)  Notlüge als Grenzfall einer Lüge.

 

(2)  Der Spatz ist ein typischerer Vertreter der Kategorie ‘Spatz’ als der Pinguin.

 

Als Prototypen bezeichnet man den besten Vertreter einer Kategorie. Die Bestimmung der Prototypizität errechnet sich aus der cue validity, die den Zugehörigkeitsgrad einer Eigenschaft für ein Objekt einer Kategorie bestimmt.

 

(3)  Im Fall der Kategorie ‘Vogel’ ist das Merkmal ‘Fliegen-Können’ höher gewichtet als das Merkmal ‘Zwitschern’.

 

Während der Einfluss von Prototypen-Wissen auf die Repräsentation und Verarbeitung sprachlicher und begrifflicher Strukturen inzwischen facettenreich belegt ist, steht eine umfassende Theorie zu Repräsentation, Verarbeitung und Erwerb noch aus.

 

Literatur:

-          Rosch, E.: Natural Categories, In: Cognitive Psychologie 4, o.O. 1973, S. 328-350

-          Kleiber, G. 1998: Prototypensemantik, Tübingen 1998

 

Autorin:

Tina Nawrocki

 

[top] [close]